Nachlass | Isa

Wenn Rita am späten Nachmittag von einem Tanzstundenball nach Hause kommt, der siebenundzwanzigste November neunzehnhundertachtunddreißig ist ein Sonntag, der erste Advent, bietet das in der Nacht zur Welt gekommene immer noch runzelige, rote und eigentlich häßliche Etwas für sie keinen Anlaß, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen, der sie nicht verzeihen mag, dass sie nun schon zum sechsten LMal gebären muß. Als aber dieses schrumpelige Etwas immer glatter, immer feiner, immer schöner wird, gilt alle Liebe und Fürsorge der großen Schwester nur noch dem einstigen Grund des Ärgernisses, dem Sonnenschein der Familie. Von nun an und während der folgenden dreißig Jahre ist immer wieder zu hören: wäre Isa nicht zu Hause geboren worden, so müßte man glauben, sie sei im Krankenhaus vertauscht worden. Welch eine Hypothek für Isa, Glanzstück der Familie, immerwährender Sonnenschein zu sein, immer fröhlich, immer ausgeglichen und vor allem immer zur Verfügung zu stehen. Dieser, wenn nicht vom Schicksal so doch von der große Schwester zugedachten Verpflichtung ist Isa bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr, als sie längst schon einen Mann und drei Kinder hatte, nachgekommen. Isa war ein fröhliches, ein strahlendes Kind, ein lebenslustiges, hübsches Mädchen, eine attraktive Frau.  
Aber sie war auch ein Rühr-mich-nicht-an-Kind, das für halbe Tage verschwand, sich in genussvolles Leiden wie in einen Kokon einspann, sich mit schwarzen Johannisbeeren direkt vom Strauch den Magen vollstopfte, weil die sonst niemand mochte. Sie neigte dazu das Gegenteil von dem, was Personen ihrer Umwelt wollten, fühlten, dachten, zu wollen, zu fühlen, zu denken... beseelt von dem Wunsch, zu beweisen, daß es das andere gibt. Die dreizehn wurde zur Glückszahl, das Alter mußte etwas Schönes sein und der Tod, der alles beendet, nicht derjenige, der hinüberführt in das tröstliche Leben danach, sondern in das endgültige Nichts, nichts wovor man sich fürchten muß...
28.02.2023 - 15:56:26

01

 
Damals auf dem Weg nach Schönau, die Chaussee, gesäumt mit knorrigen Apfelbäumen, an denen nach der Ernte desertierte Soldaten hingen. Sie durfte nicht bleiben. Sie durfte nirgendwo bleiben. Sie konnte nichts mitnehmen, außer einem Rucksack... aber die geliebten Spielsachen paßten nicht in einen Rucksack.
28.02.2023 - 16:36:48

02

 
Gleichzeitig begreift sie, wohl zum ersten Mal, ihre Brüder..... auch sie sind so jung gewesen... als sie loszogen und nicht wiederkamen..... auf der Suche nach einer neuen Welt... einem neuen Glauben... einem neuen Menschen... der Wahrheit... dem Tod?  
Tat und Strafe, Tat ud Lohn, frag nicht warum? Sonst gerät die Suche nach dem Guten zum Beweis des Bösen, die Suche nach der Wahrheit entartet zur Suche nach den Schuldigen.  
Ein Grab im Westen. Ein nie verklingender Schrei im Osten.  
 
Pumpe  
Graben  
ruhiger gemächlicher Fluß  
Flußmündung  
das Meer  
die offene stürmische See  
 
Fähre  
dichtgedrängt Menschen am Flußufer  
 
Reisewagen  
Pferde davor  
dunkle Nacht..... kein Licht  
Flugzeuge dröhnen  
Bombentrichter  
entsetzte Schreie..... Krachen..... Nichts  
 
Johannes hat überlebt, er hat das Menschengemetzel miterlebt, er hat dann die richtige Gangart für das Wirtschaftswunderland nicht gefunden.  
Seine Phantasien manifestierten sich ..... diese Realität wollten die Menschen seiner Umgebung nicht tolerieren, er musste gehen dorthin wo die Zerstörung im Innern stattfindet.  
 
Nachdem der Bruder, den das Familiengeheimnis krank­machte, der die Rolle des Sün­denbocks in der Familie über­nommen hatte, der die Kriegserlebnisse nicht überwinden konnte, wer weiß das so genau, nachdem der Bruder hinter unsichtbaren Mauern gestor­ben war, spürte Isa zuerst un­merklich, später immer stärker, die Last der dunklen Schat­ten. Sie weiß selbst nicht so genau, wie und wann es gesche­hen ist. Sie wurde sich dessen bewusst, als sie eines Tages be­stimmte Familienmitglieder nicht in ihre Wohnung einlas­sen wollte, sie fürchtete sogar deren Telefonanrufe. Sie konn­te sich des Gefühls nicht erwehren, jegliche Kontakte mit die­sen Menschen bringe sie in Gefahr.
28.02.2023 - 16:41:15

03

 
.....Ein heißer Sommertag, die Fenster im unteren Stock­werk stehen offen, Isa, mit geringelten Zöpfen, in einem är­mellosen Kleidchen aus Musselin hockt auf der Fenster­bank, Kurtchen erblickt sie im Vorbeigehen, klettert zu ihr empor, küsst sie auf die Wan­ge, springt herunter, läuft weiter, freu­dig erregt steigt Isa von der Fensterbank in die Stube zu­rück, will einem neuen Spiel sich zu wenden ...  
sieht den strafenden Blick ihrer Mutter .....  
 
..... Vater übt in der Kirche einen Psalm für den morgigen Gottesdienst. Isa spielt in der mit Orgelmusik erfüllten Kir­che ihr Spiel mit dem Licht. Schatten von Zweigen mit leicht bewegten Blättern bedecken die Stufen zum Altar. Isa hüpft die Stufen hin­auf und hinunter und versucht dabei, die Blätter mit ihren Füßen zu bedecken, manch­mal greift sie mit ihren Händen nach ihnen.  
Versunken in ihr Spiel spürt sie dennoch den leicht befremd­lichen Blick ihrer Mutter. Abrupt beendet Isa ihr Spiel, sie lässt sich auf eine Altarstufe nieder und hört wie die eben noch schwungvollen Töne der Musik ins Stottern geraten. Auf ihrem Weg vom Haus zur Pumpe war sie nur eben über den Friedhof zur offenstehenden Kirchtür geeilt, um einen Blick auf ihren Mann und ihre Jüngste zu werfen. Nun ge­lingt es den beiden nicht mehr, sich und ihr Tun in Einklang zu bringen, das sie verbindende Gefühl der Zusammengehö­rigkeit zieht jeder in sich zurück .....  
 
..... Die innige Zuneigung zu einem seiltanzenden Jungen verschließt Isa, als Zwölf­jährige in ihrem Herzen, den Wei­terziehenden geleitet sie zum Ort hinaus und noch wei­ter, immer im schützenden Abstand, niemand stellt eine Verbin­dung her zwischen dem sich entfernenden hölzernen Gefährt und dem kleinen traurigen Mädchen, das nur ahnt, was da mit ihm geschieht. Geblieben ist eine Faszination für 'fah­rendes Volk' und eine etwas härtere Schale.....  
Wenn andere Mädchen ihres Alters tanzen gehen, in Eisdie­len Milchshakes trinken, pro­menieren, sich zeigen, so ver­schlingt sie unverdauliche Bücher über Philosophie oder sie streift durch die Laubwälder der Umgebung bis sie die ersten leidenschaftlichen Ge­fühle an den Rand eines Ab­grunds bringen. Aber sie überlebt, die gehärtete Schale wird zum Panzer.  
Zunächst entgeht sie dem Heiraten und dem Kinderkriegen, indem sie für ein Jahr nach England ausweicht, wo sie in ei­ner kinderreichen Quäkerfamilie mit anthroposophi­schem Überbau auf dem Lande, auf einem Bauernhof, lebt.  
Isa lernt, dass das Leben weitergeht und sie lernt, dass Hei­mat nicht gebunden ist an Länder und Orte, sie erlebt, Hei­mat ist überall dort, wo die Seele sich öffnen kann.  
 
Heiraten will sie nicht, die Sexualität ausleben kann sie nicht, Erziehung und Umwelt lassen dies so ohne weiteres nicht zu, so leben wie ihre Schwester will sie nicht, so wer­den wie ihre Mutter will sie auch nicht und so wie die unver­heiratet gebliebene, nie ge­schwängerte ältere Schwester der Mutter schon gar nicht.  
Die unerfreulichen Ehe-Erfahrungen der großen Schwester, an denen diese die kleine Schwester, gerade im aufbrechen­den Mädchenalter, mitleiden lässt, erzeugen eine von Miss­trauen getragene kontrollierte Distanz zum männlichen Ge­schlecht. Sie beeinflussen letztlich die Wahl des ersten Ehe­partners, eines, wie es zunächst scheint, Antihelden, der dann aber doch, wie kann es anders sein, über alle Stachel verfügt, die ein unerfahrenes junges Mädchen verletzen können.  
Mit einem Mann, ihrem Mann, schlafen, gerät bei ihr zu ei­ner sakralen Handlung. Als Priesterin in einem mit Blumen und Früchten umrankten Hain hätte sie vielleicht Erfül­lung finden können. Nach der Geburt des zweiten Kindes erst kann sie Sexualität und ihre ei­genen starken körperlichen Gefühle, obwohl immer noch Furcht erregend, bejahen.  
Aber sie lässt sich über das Vehikel Sexualität nicht in die tra­ditionelle Frauenrolle zwin­gen.  
 
Die Schüler und Schülerinnen des Abendgymnasiums ap­plaudieren, wenn sie, hoch­schwanger, zehn Tage bevor sie ihr drittes Kind zur Welt bringt, ihr Abiturzeugnis entgegen­nimmt, erfolgreicher Beweis für Intelligenz, Konsequenz und Ausdauer über drei­einhalb Jahre fünf Abende in der Wo­che von Viertel vor sechs bis Viertel vor zehn.  
Wenn ihr Jüngster drei Jahre alt ist und sie mit dem Studium beginnen will, ist es in ihren Kreisen üblich, dass man sich mit anderen Paaren paart, die Kommune wird disku­tiert und zeitweise auch praktiziert, aber die große Liebe wird tabui­siert, wird zum Ana­chronismus erklärt, die kann die Gemein­schaft nicht er-tragen. Wenn Isa sie dennoch leben will, muss sie in die Fremde gehen. Zum zweiten Mal. Das erste Mal auf der Flucht vor den feindlichen Soldaten nur mit ei­nem Rucksack, in den noch nicht einmal die geliebten Spiel­sachen hineinpassen, diesmal nach zwölf Ehejahren vor den über­haupt nicht hilfreichen Ratschlägen der Freunde und dem verkappten Hass der großen Schwester: die Kinder be­kommst du aber nicht … immerhin mit einem PKW, einigen wichtigen Büchern und ein wenig Hausrat. Die Kinder blei­ben beim Vater und den Freunden.  
 
Isa stemmt sich mit aller Energie gegen die Prophezeiung, diese Liebe sei ohne eine schützende Gemeinschaft nicht le­bensfähig, welch ein Paradox, denn in deren Schutz durfte sie nicht einmal gedeihen. Isa spürt die Hoffnung der ande­ren, sie möge entwe­der ihrem Leben ein Ende setzen oder wenigstens reumütig zurückkehren, als belasten­den Druck. Am Ende eines ganz konservativen Ehescheidungsprozesses billigen ihr die Richter Zeit und Raum zur Persönlichkeits­entwicklung zu, immerhin hat sie während der letzten Jahre nicht nur der Liebe gefrönt, sondern ein Studium erfolgreich beendet, selbst die Kinder, die schon seit einiger Zeit wieder bei ihr leben, werden ihr zugespro­chen.  

28.02.2023 - 18:18:16

04

 
Eine Begebenheit im Leben der Mutter erzählt diese täglich mehrmals: sie und ihre um zwei Jahre ältere Schwester ge­hen als junge Mädchen ins Nachbardorf, um einem Auf­trag der Mutter nachzukommen, warum sie dort hingehen müs­sen, bleibt unklar. Dort treffen sie auf eine Frau, die zu ihrer Schwester gewandt sagt, was für ein schönes Mäd­chen … zu ihr gewandt, die sieht nach nichts aus …  
Die Mutter ergänzt, ihre Schwester habe dunkle Haare und rote Wangen gehabt, wäh­rend sie selbst blond und blass ge­wesen sei, eben eine blasse Blonde…  
Wenn Isa auf das unmögliche Verhalten der Frau verweist, äußert die Mutter nur, sie habe sich nichts daraus gemacht,  
… aber am nächsten Tag erzählt sie das gleiche und am über­nächsten Tag wieder, es scheint als kreise diese Begebenheit in ihrem Kopf.  
Im Rahmen ihrer beständigen Lebens-Rückschau erzählt sie auch, ihr Mann, Isas Va­ter, habe einmal zu ihr gesagt, er habe sie nur auf Anraten seiner Mutter geheiratet, er möge blasse Blonde nicht. Auch diese Äußerung hört Isa sich mehr als einmal an.  
Am Vorabend ihrer Abreise bereiten Mutter und Tochter in der Küche ihr gemeinsames Abendessen zu. Isa ist bereits ermüdet vom Zuhören und aggressiv auf Grund der Ignoranz der Mutter. Sie stehen beide am Küchentisch, die Mutter packt Käse aus, Isa schneidet mit einem Sägemesser Brot ab. Sie stehen über Eck zueinander. Die alte Frau sieht nicht mehr gut, trägt aber keine Brille. Während Isa die Kruste der ersten Scheibe Brot durchschneidet, sieht sie wie sich das Messer bedenklich nah an der Hand der alten Frau vorbei be­wegt. Isa denkt: was wäre, wenn das Messer in ihre Hand geschnitten hätte ?  
Zeitgleich rast in Isa eine Bilderfolge ab:  
Das Messer zersägt die gichtigen Finger der alten Frau, dar­aufhin fügt sie ihr weitere Verletzungen zu, sie verstümmelt sie, sie tötet die Frau, diese sieht Isa dabei an als sei nichts besonderes geschehen. Während ihres Tuns sieht Isa sie ge­nau an und denkt, was sie jetzt wohl von ihr hält ?  
Isa ist wieder in sich.  
Sie sieht ihre Mutter an und bemerkt an sich selbst keine be­sonderen Regungen: Puls, Herzschlag, Temperatur sind nor­mal. Die Nicht-Erregung überrascht sie, gibt ihr zu denken.
28.02.2023 - 18:38:54

05

 
Sobald sie im Bett liegt, schläft sie.  
Es ist noch nicht Tag, wenn sie erwacht, ihre Gedanken beginnen zu kreisen, plötzlich ist sie hellwach:  
Ihre älteste Schwester und die zwei ältesten Brüder, alle blond und blauäugig, waren nie gefährdet, wohl aber die  
jüngeren Geschwister, ein Bruder, eine Schwester und Isa, diese drei haben dunkle Haare und dunkle Augen. Der Bru­der, die Ärzte diagnostizierten Schizophrenie, die Schwester, psychosomatisch leidend und Isa mit ihrer Angst wahnsin­nig zu werden, wurden nach dem verhängnisvollen Auss­pruch des Vaters der Mutter gegenüber geboren.  
Wenn Isa einige Szenen ihres Lebens vor sich ablaufen lässt, kommt sie mal wieder zu dem Schluss, sie sei vor ihrer Familie davongelaufen, um atmen zu können, aber ihre Fa­milie hat sie nicht zurückgehalten, hat sie nicht in ihrer Nähe haben wollen. Wer verteilt die Rollen ? Wenn der jüngste Bruder, dem Isa sich verbunden fühlte, stirbt wird er beer­digt, ohne dass sie benachrichtigt worden war, erst Monate später erfährt sie davon... nebenbei.  
Wenn die Schwester, die fünf Jahre die Jüngste gewesen war, bevor Isa, die niemand mehr haben wollte, geboren wurde, heiratet, wird Isa nicht eingeladen,... auch hiervon erfährt sie erst später... nebenbei.  
Isa denkt an die Zeit, als Jasper noch in ihrer Nähe lebte. Jasper, der mit dreieinhalb Jahren eine Verlängerung für das Le­ben hier erhalten hatte: quietschende Räder, ein leichter Auf­prall, ein kleines bewegungsloses Bündel auf der Mitte der Fahr­bahn, abruptes Ende eines fröhlichen kindlichen Spiels.
28.02.2023 - 18:46:55

06

 
Sie versucht, mit der rechten Hand von der Schulter aus über den linken Arm zu streichen, alles in ihr sträubt sich, eine unendliche Trauer erfüllt sie, Tränen rinnen über ihr Gesicht: sie hat mit Menschen, die sie nicht liebten, in einem Bett schlafen müssen, ihrer Mutter, ihren Schwestern, damals nachdem der geliebte Vater, die Brüder und ihr Kodderlott­chen, ihre inniggeliebte Stoffpuppe, verschwunden waren, damals nachdem sie ihr geliebtes Zuhause verlassen musste.  

28.02.2023 - 19:05:04

07

 
Isa weiß, es stimmt, aber diese Wahrheit will sie nicht gel­ten lassen, dieses Wissen bereitet ihr Übelkeit. Isa spricht über das Schlechte und Böse in ihr, über ihre Schuld ihren Kindern gegenüber, sie musste sie verlassen, um ihre Sexua­lität ausleben zu können.
28.02.2023 - 19:12:39

08

 
Es schneit ... Isa schläft achtzehn Stunden.  
In der darauffolgenden Nacht erwacht sie schreiend, sie ist am Hals stranguliert worden, die seit einigen Tagen entzün­deten Stellen am Hals sind wieder stark zu spüren, obwohl sie sich am Abend zuvor schon glatt anfühlten.  
Vor etwa fünfzig Jahren, als Isa diese Welt erblickte, war die Nabelschnur um ihren Kopf geschlungen ...
28.02.2023 - 19:20:11

09

 
Die andere kann nicht wissen, dass Isa sich auf Friedhöfen heimisch fühlt, Als Kind lebte sie in einem Haus durch des­sen Fenster sie direkt auf den Friedhof blicken konnte, eine Giebelwand des Hauses bildete gleichsam einen Teil der Friedhofsmauer. Jahre später als junges Mädchen hat sie oft­mals ihre innere Ruhe auf Friedhöfen gefunden.
28.02.2023 - 19:24:55

10

 
Isa ist mal wieder auf den Weg nach Wiesbaden ... in Ge­danken schon bei ihrer Fami­lie ... dass Isa von ihnen fort­gegangen ist, war von ihnen gewollt, sie ist ihnen fremd ...  
ihre Mutter hat immer für sie gesorgt ... aber sie hat immer an ihr vorbeigesehen ... um nicht sich selbst zu begegnen ?  
Die Merkmale, die die Mutter an sich und an ihrem Mann mit Abscheu erfüllen, sehen ihr in Isa entgegen: ihre dicken Backen und seine dicken Lippen ... wie kann es sein, dass diese Tochter so anziehend ist ?  
So oder ähnlich hatte sich die Mutter bei Isas letztem Be­such geäußert, mehr tastend und nach innen fragend, letztlich nicht wissend, ob Isa sie überhaupt verstanden hat.  
Den Zusammenhang erhalten die gesammelten Bruchstücke erst in diesem Augenblick. Isa stockt der Atem, sie blickt um sich, spürt den beschleunigten Pulsschlag, befiehlt sich zu atmen.
28.02.2023 - 19:41:21