Fünf Briefe meines Vaters | 8
Am 6.9.55
Lieber U.,
ich mußte erst nach Hagen fahren um Deine Anschrift zu erfahren. Ich habe sie im wahrsten Sinne 'erfahren'!
Was haben doch die Leute für ein Geschrei gemacht, als ich mich für 10 Tage ins Krankenhaus legte.
Du hast jedenfalls wieder den Vogel abgeschoßen.
Die Schilderung der Vorgänge hat mir Deinen letzten Brief in Erinnerung gebracht. Schon damals hast Du ja geklagt mit einer Hand nicht schreiben zu können.
Hast Du nun die schlimmsten Prozeduren hinter Dir?
Und die Uni wartet händeringend auf Dich. Aber den Anschluß hast Du doch schnell wieder. So wie Du gebaut ...
Die Omi war eben aus Meißen zurückgekommen. Der Renate geht es anscheinend recht gut. Und die Brigitte ist ein Mordstrumm geworden.
Aber Du wirst wohl einen Brief von dort schon bekommen haben.
Kannst Du denn wieder die Hand gebrauchen? Dann schreib doch bitte mal wenn Du in Mannheim bist. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich nicht mal bis Mannheim käme.
Wer kümmert sich denn nun um Deine Ausbildungshilfe? Das wäre ja blöd wenn Dir dadurch etwas durchginge. Denn ich bin überzeugt, daß Du es schaffen würdest. Du bist ja schließlich 'der' Sohn unseres Vaters. Gell? Lach nicht!
Sehr gern würde ich Dich am Wochenende in Gießen besucht haben. Aber ich bin durch die Krankheit arg aus der Reihe mit meinem Geld. Aber am Montag gehts wieder los. Außerdem habe ich Lohnerhöhung bekommen. Dann kommt doch alles wieder ins Lot.
Nun ist nur noch Platz für einen kurzen Gruß. Ich hoffe, Dich bald in Mannheim besuchen zu können.
Dein Axel.
07.11.2023 - 20:11:19