Fünf Briefe meines Vaters | 7

Am 11.7.55  
 
Lieber U.  
 
recht herzlichen Dank für die Antwort auf meinen 'lieben' Brief. Ich bin schon glücklich darüber, daß ich jetzt wieder dazu komme Briefe zu schreiben. Eine Zeit lang war es so schlimm mit der Arbeit, die ich ja sowieso nicht mehr besonders liebe. Sie hängt mir bald zum Halse raus. Ich muß schleunigst auf die Schule.  
 
Gleich bei der Schilderung Deines Tagesbeginns, kommst Du ins Lästern über die Bundeskulturpolitik. Weißt Du nicht, daß wir die dünne Kulturschicht die wir haben, gerade weil sie so dünn ist, mit Waffengewalt verteidigen müßen?  
Wir wollen uns ein anderes Mal eingehender darüber unterhalten.  
Die Vorhalte vom Vater nehme ich keineswegs so tragisch wie es scheint. Ich weiß ja, daß ich einen anderen Weg gehe, ob es der kürzere ist oder nicht, das ist ja nicht wesentlich.  
Marlene habe ich eben geschrieben.  
Mir paßt der 16. - 17. nicht besonders. Ich habe eben zu viel Geld nötig anderweits. Das habe ich nicht bedacht bei dem ersten Vorschlag. Darum habe ich den 31.7. - 1.8. vorgeschlagen. Ist es recht?  
 
Grüß 'Illen' wenn Du 'ihr' triffst! Dein Besuch bei mir wird mich mächtig freuen. Wann wäre denn das?  
Mir geht es nach wie vor glänzend. Im August will ich dem Onkel Fritz in Ost-Berlin einen Besuch abstatten. Ich bin recht gespannt.  
 
Zunächst bleibt es bei dem.  
 
Grüße, dein Axel.
07.11.2023 - 19:45:48