Außerirdisch
Die späten 60er und frühen 70er Jahre waren eine Zeit, in der vermehrt Wesen von fernen Galaxien auf der Erde auftauchten. Sie kamen in abenteuerlich ramponierten Vehikeln, denen anzusehen war, dass sie ihre allerletzte Reise schon hinter sich hatten.
Die fremden Ankömmlinge selbst machten auch keinen guten Eindruck. Sie hatten Strapazen und Entbehrungen auf sich genommen, hatten mit der Ausweglosigkeit ihrer Unternehmung gehadert und waren doch fast stoisch weitergezogen bis sie eben dort ihr Lager aufschlugen, wo sie es mit letzter Kraft hingeschafft hatten.
Die drei Gestalten, die im Winter 68 ihr Gefährt zwischen Latumer Bruch und den Stoppelfeldern hinter dem alten Schweinestall in einer holprigen Landung zum Stillstand brachten, machten einen derart verwahrlosten Eindruck, dass Isa morgens am Komposthaufen vor Schreck der Eimer aus der Hand glitt und die Mischung aus Kartoffelschalen, Blumenkohlblättern und noch dampfendem Kaffesatz den bemitleidenswerten Gestalten förmlich vor die Füße fiel.
Isa hatte schlecht geschlafen. Nils hatte sie mehrfach geweckt und jetzt war ihr kalt in dem dünnen Nachthemd, deswegen kümmerte sie sich nicht weiter um das Schlamassel, das sie angerichtet hatte sondern gab den bibbernd vor ihr Hockenden zu verstehen, dass sie zum Frühstück eingeladen seien.
Offensichtlich verstanden die Fremdlinge sie nicht. Sie hockten weiterhin vor ihrem tubusartigen Transportmittel, das sich teilweise in den gefrorenen Ackerboden gebohrt hatte, und gestikulerten untereinander.
Isa zuckte mit den Achseln, hob den Eimer auf und drehte sich zum Gehen um. Die würden schon kommen, wenn sie etwas brauchten, dachte sie, und machte sich auf den Weg um sich wieder unter die Decke zu kuscheln.
Sie war fast wieder eingeschlafen, als Jasper und Leo anfingen sich gegenseitig anzuschreien.
29.09.2023 - 12:00:52Der zweieinhalb Kilometer hohe Zylinder senkte sich im frühen Morgennebel unbemerkt tief in den Erdboden zu beiden Seiten der Hamburger Elbbrücken. Mit einem Durchmesser von fünfhundert Metern umschloss das fremdartige Gebilde sowohl die Eisenbahnbrücke als auch alle Fahrspuren der Autobahn. Der Schiffverkehr auf der Elbe war ebenfalls unterbrochen. Lediglich das Wasser schien die Wände der riesigen Röhre ungehindert durchfließen zu können.
Sowohl stadteinwärts als auch auf der Ausfallstrecke Richtung Süden hatten sich in kurzer Abfolge über ein Dutzend Auffahrunfälle ereignet. Die ersten Fahrzeuge waren direkt auf das quasi unsichtbare Hindernis zugefahren und kamen dort abrupt zum Stillstand ohne einen weiteren Schaden davonzutragen.
Die über der Elbe stehende Nebelwand war so dicht gewesen, dass die Mehrzahl der Kraftfahrer das Tempo ihrer Wagen reduziert hatten. In der Folge verliefen die Unfälle recht glimpflich und Personenschäden waren nicht zu beklagen.
Die an der Karambolage auf der Veddeler Seite der Elbbrücke Beteiligten waren aus ihren beschädigten Autos ausgestiegen und begutachteten die Schäden. Emil Fengler, dessen beiger Citroén gegen die plötzlich aus dem Nebel auftauchende Wand geprallt war, blickte ungläubig auf die Vorderfront seines Wagens. Keine einzige Beule, nicht einmal Kratzer waren zu erkennen. Das Heck war weniger unversehrt geblieben.
30.09.2023 - 14:50:08